Ich habe 2012 mal eine kleine Geschichte von unserem Akita geschrieben, welche ich Euch vorstellen möchte
viel Spaß dabei
Und der beste Hund von Allen
Dies scheint mir, sagt so jeder Hundebesitzer von seiner Fellnase. So ja auch wir von unserer. Er ist der Beste und natürlich auch der Schönste.
Wir sind stolze Besitzer eines Akita Rüden und wer diese Rasse kennt, der weiß, dass der Akita ein absoluter Einzelgänger ist. Mit Rüden kommt er nur und mit totalem Vorbehalt klar, wenn sich der sofort am besten schon Meilen im Voraus unterwirft.
Eine Hündin wird ebenfalls angemacht, allerdings in der „heißen Zeit“ wird sie anbetungswürdig und er schleicht so was von sabbernd und schleimend um die Duftspur herum, dass es sogar mich manchmal anwidert.
Dieses Gesabber erinnert mich dann manchmal an ältere, sabbernde Herren welche eines jungen, hübschen Mädels angesichtig werden und auf ihre alten Tage, da sonst nichts mehr geht, eben ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die ihnen dann buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und der Speichel rinnt am Kinn herunter.
Einfach nur toll.
Und unser Hund sieht dann ebenfalls so aus. Hat er eine Spur der läufigen Hündin entdeckt, dann runter mit der Nase und der Spur nach. Ich bin mit ca. 65 Kg nicht leicht, aber das sind dann die Momente in denen mein Hund mich an der Leine Gassi führt. Für den Beobachter sicherlich ein Bild für Götter. Für mein Ego allerdings absolut tödlich. Ich schäume dann vor Wut über einen nicht folgenden Hund, er schäumt als habe er ein Paket Omo verspeist, wenn er ihre flüssigen Hinterlassenschaften aufleckt. Igitt!!!
Ansonsten ist unser „Köterchen“ ein tolles Tier. Er bellt in der Wohnung äußerst selten – ein Vorteil wegen der Nachbarn – ist sehr pflegeleicht, da die Ruhe in Person, und kann sich mit Fug und Recht bei 70 cm Schulterhöhe und etwas über 40 Kg Lebendschmusegewicht, Hund nennen.
Er ist stolz, ja, dies äußert sich in seiner Gangart und seinen Reaktionen anderen Menschen gegenüber. Wer, sagen wir mal, nicht gut ist, dem wendet er den Rücken zu.
Wer falsch ist, oder aber böses im Sinn hat, der wird beim näherkommen angeknurrt.
Und wer gut ist, dem wird die Hand geleckt und er wird - allerdings mit Vorbehalt – ins Rudel aufgenommen.
Dann muss er sich beweisen. Denn „Köterchen“ unterzieht ihn dann erst mal gewissen Aufnahmeritualen wie, anpöbeln zur Begrüßung, dazwischen stellen bei der Begrüßung, frei nach dem Motto: Pass auf, ich lasse Dich zwar zu, aber sei Dir gewiss, an mir musst Du erst mal vorbei, wenn Du zu ihr/ihm willst.
Und er nimmt am Anfang auch keinerlei Bestechungsgeld in Form von Leckerli an. Erst wenn der Betreffende lange genug abgecheckt, oder schon von Anfang an als gut bewertet wird, dann ist man natürlich auch mehr als geneigt, seine Leckerlis zu verschlingen.
Er wäre nicht Hund, wenn er uns manchmal nicht zum lachen, zum bangen und auch zum weinen – aus reiner Verzweiflung natürlich – bringen würde.
Eines aber ist ganz klar, er ist ein treues zwar „wildes“, verschmustes aber auch grobmotorisches, liebendes –abhängig von der Behandlung - , egoistisches im weitläufigen Sinn, Lebewesen, welchem nie in den Sinn käme zu verletzen, außer man zwingt ihn dazu.
Damit meine ich, wie man mit ihm umgeht. Es kostet mich zwar manchmal sehr viel Geduld, Konsequenz und Disziplin ihm zum hundertsten Mal das Gleiche sagen zu müssen. Dies aber wird mir entlohnt alleine durch die Tatsache, dass er nicht vor mir zurückweicht, weil er etwa Angst vor mir hat, dass er nicht aggressiv gegenüber seinem „Rudel“ wird, weil er nun etwas nicht bekommt was er sich vorstellt und dass er jeder Zeit zu mir steht, wenn es brenzlig werden würde.
Es bedeutet aber auch, dass ich ihm rufe: „komm her, hier bei Fuß“ und er sich aufrichtet von der Schnüffelarbeit am Boden, erst mal witternd den Kopf hebt um sich dann umzusehen, was nun der Grund für diesen sinnlosen Befehl sei.
Nach dem zweiten Ruf von mir, dreht er sich dann gnädig in meine Richtung um mir zu signalisieren, dass er mich wohl gehört habe, aber den Sinn immer noch nicht wirklich verstanden hat.
Wenn ich dann viel Geduld und Nerven habe und ein drittes mal rufe, kann es durchaus sein, dass er sich bequemt zu hören und langsam, wenn auch etwas widerwillig, angetrabt kommt.
Ich pflege ihn dann zu loben und wusch ist er wieder weg, zurück zu seiner ursprünglichen Beschäftigung. Wäre alles ja kein Problem, wenn er mit anderen Hunden kompatibel wäre. Da er dies aber nur bedingt ist, ist für mich immer jede Menge Arbeit beim Gassi gehen angesagt. Ich muss die Augen überall haben und darf nicht eine Sekunde lang unaufmerksam sein. Dies würde sich sofort rächen.
Aber nicht nur draußen ist er manchmal von einer Gehörlosigkeit geplagt die Seinesgleichen sucht, auch im Haus gibt es so manche Anfälle in dieser Richtung.
Bringen Sie einem Akita mal das Wort Platz bei. Dies ist ein sinnloser Versuch. Eher lernt ein Huhn bellen, als ein Akita das Folgen. Ich habe Besuch, will demonstrieren, wie toll mein Hund ist und vor allem wie brav er folgen kann und sage, nachdem alle am Tisch sitzen und nur er davor steht, seine Schnauze auf die Tischplatte legt um ja nicht zu verpassen wenn ein Kuchenkrümel der Schwerkraft folgend auf den Teppich fällt, „Platz!“
Seine Augen wenden sich von besagten Krümeln ab, rollen nach links in meine Richtung. Ein verächtlicher Blick mit großen Fragezeichen in den Augen trifft mich und dann rollen die Augen ganz schnell wieder in Richtung Krümel, denn die sind es, die er begehrt, nicht den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde unter der Rubrik, „Der folgsamste Hund von Welt.“
Da ich gelernt habe viel Geduld mit ihm zu haben, neige ich dann beim dritten Versuch, sobald sich die Kaffeerunde vor Tränen lachend auf den Sitzen wälzt, ein etwas lauteres und eindringlicheres „Platz“ zu zischen. Dies hat dann wenigstens zur Folge, dass er den kopf vom Tisch nimmt. Ha, endlich. Ich registriere einen Punkt – na ja wenigstens einen halben – für mich.
Langsam, in Zeitlupe dreht sich „Köterchen“ dann einen halben Meter vom Tisch entfernt um die eigene Achse. Einmal, zweimal, dreimal, aber es kommt kein erlösendes Wort aus meiner Richtung. Auch als er beim Drehen innehält und mich noch mal fragend ansieht, hört er nix. Also gut dann mach ich eben.
Oder? Nein, er fängt an, sich nun in die andere Richtung zu drehen. Einmal, zweimal, dreimal. Immer noch nichts anderes. Gut dann lässt er sich mit einem brummen und einem sich auf den Boden werfen endlich nieder und sieht mich vernichtend an. Und wieder hat er die Lacher auf seiner Seite. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, in solchen Situationen macht er das extra, nur um mich zu blamieren.
Böse kann ich ihm nicht sein, denn auch ich muss einfach nur brüllen vor Lachen. Allerdings muss ich das still und leise tun, und ihm gegenüber die Chefin spielen, sonst würde er mich überhaupt nicht mehr ernst nehmen und nur noch den Clown mit mir machen.
Ein anderes Beispiel seines unbedingten Gehorsams hat erst vor ein paar Tagen mein Bester mit ihm erlebt. Er ging mit „Köterchen“ spazieren, ließ ihn von der Leine. Als er weit genug weg war, rief er ihn ab. Der Hund drehte sich um und kam in seine Richtung. Mein Bester freute sich sehr, dass sein Wort galt. Bis der Hund, stolz erhobenen Hauptes bei ihm war und…..weitertrabte.
Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten dem Geruch den er in die Nase bekam (offensichtlich eine heiße Hündin) zu folgen. Und wusch war er weg.
Es ist in dem Moment so frustrierend, wenn dies passiert, dass es gut verständlich ist, wenn man stinksauer wird. Und wenn man dann in Richtung „Köterchen“ geht und der auch noch das Gefühl hat, man wolle Fangen mit ihm spielen, kann einem schon mal die Hutschnur platzen.
Mein Bester ist zum Glück wesentlich ausgeglichener in solchen Momenten und behielt die Ruhe. Und somit konnte er den Hund davon überzeugen, dass es nun wirklich genug sei und er an die Leine müsse.
Was Köterchen nicht wirklich toll fand. Denn Freiheit ist das Schlüsselwort. Natürlich am liebsten mit den geliebten Zweibeinern welche verzweifelt hinter ihm herlaufen und in totaler Atemnot Stossgebete gen Himmel schicken, dass genau in diesem Moment der absoluten Unfähigkeit eingreifen zu können, kein anderer Hund vorbeikommt. Möglichst noch einer der Erzfeinde. Denn Hunde haben auch Erzfeinde, nicht nur wir Menschen.
Kennen sie das auch? Sie gehen mit ihrer Fellnase Gassi und biegen ab, von der normalen Route und stellen fest, dass der Hund wie in Zement montiert an der Abzweigung steht und jeglichen weiteren Versuch ihrerseits weiter zu gehen, boykottiert?
Nein?
Dann kennen sie den Akita nicht. Gehen Sie täglich immer den gleichen Weg, dann haben sie einen braven Hund an der Leine, der sogar folgt, wenn ihm danach ist. Aber wehe, sie biegen ab. Gehen in eine Richtung, die abweicht vom normalen Gang. Dann stellt sich Hundi so was von quer, dass glaubt man nicht. Da hilft weder ziehen, noch zerren. Ein etwas lauter gesprochenes Machtwort hilft auch nur bedingt für ein paar Meter.
Wenn Sie Zeit haben, kein Problem. Wenn Sie aber eine Stunde nur eingeplant haben, da Sie anschließend zur Arbeit müssen oder sonst einen Termin wahrnehmen müssen, dann wird das nichts mit Gassi. Denn Sie stehen da und versuchen dem Tier klar zu machen, in diese Richtung will ich, da gehen wir lang. Er läuft zwei Meter mit. Ha, denken Sie. Geschafft. Der Hund hebt das Bein um zu markieren, dreht sich dann auf dem Absatz um und zieht in die alte Richtung. Sie suchen den Beton an seinen Füssen, weil sie denken, dass es nicht sein kann, dass er soviel Kraft alleine aufbringen kann.
Sie werden eines Besseren belehrt. Nun, irgendwann geben sie auf, glauben sie mir. Ihre Zeit ist ihnen für diesen Machtkampf zu schade. Aber versucht habe ich es über Wochen und dann eines Tages endlich, hat er kapiert, dass es eigentlich schön ist, auf diese Art und Weise sein Revier zu vergrößern. Seitdem hat er nichts mehr dagegen einzuwenden, wenn ich eine andere Strecke aussuche und dann auch zielstrebig mit ihm gehe. Aber an der Abzweigung nehme ich ihn kurz und bei Fuß. Reine Vorsichtsmassnahme.
Wenn er dann abends, wenn ich auf dem Sofa liege, kommt und mir klar macht, hey ich will kuscheln, spielen oder sonst was, ist unsere Welt wieder in Ordnung. Und die manchmal stressigen Situationen vom Tage sind vergessen. Denn er kann so süß schauen. Einen Blick der mir signalisiert: Du ich hab Dich doch so lieb wie Du bist, versuch doch mal auch mich zu lieben, wie ich bin.
Ich nehme ihn dann in den Arm und knuddel ihn und fühle, wie er sich entspannt und genüsslich an mich lehnt. Wie er es ebenfalls genießt und in sich aufnimmt, dass es da Menschen gibt, die ihn lieben, so wie er sie. Und denen er seine Dankbarkeit darüber zeigt, in dem er sie beschützt und bewacht und nichts Böses an sie heran lässt. Notfalls sie verteidigt mit seinem eigenen Leben. Das ist Liebe und dies macht einem schon glücklich, auch wenn es „nur“ ein Hund ist.
Alles in Allem möchte ich sagen, dass wir unseren tierischen Freund über alles lieben. Er ist für uns ein Familienmitglied, ein Freund, ein Kuschelmonster und auch manchmal ein Satan. Aber ein liebenswerter Satan, der es immer wieder versteht sich in unsere Herzen zu schleichen, egal wie stinkig wir gerade über sein Verhalten auch manchmal sein können. Er ist und bleibt
unser Bester Hund von Allen.
Anmerkung:
Ich nenne unseren Hund stellenweise „Köterchen“. Dies ist eine Formulierung, die einzig und allein mir vorbehalten ist. Ich würde es nie einem anderen Menschen gestatten ihn so zu nennen. Denn das Wort Köter ist eigentlich ein sehr negatives Wort. Da ich weiß, wie ich es meine, nämlich zärtlich, neckend, gestehe ich mir zu, dies sagen zu dürfen.
© Cory McGreger